Riesenapplaus für eine Gala-Vorstellung

aus der Kreiszeitung/Böblinger Bote vom 19. Juni 2016

Musikverein Schönaich hat mit zahlreichen Mitstreitern das Musical "Freude" in einer ausverkaufter Gemeindehalle aufgeführt

Der Musikverein Schönaich hat am Wochenende zum ersten Mal ein Musical präsentiert. Zusammen mit zahlreicher Unterstützung wurde vor voll besetzten Rängen in der Gemeindehalle das Stück "Freude" aufgeführt. Lohn für die viele Arbeit, die in dieses Großprojekt gesteckt wurde: jede Menge Applaus vom Publikum.

Von Jutta Rebmann

SCHÖNAICH. Erst gingen die Parkplätze um die Gemeindehalle, dann die Plätze im Veranstaltungssaal aus. Schließlich fand jeder ein Plätzchen und die Stimme aus dem Off verkündete den Beginn des ersten vom Musikverein Schönaich initiierten Musicals "Freude". Ein Großprojekt, an dem zwei Jahre lang gearbeitet worden ist, kam am Samstagabend erstmals zur Aufführung.

Der Einzug der vielen Mitwirkenden - insgesamt waren es rund 125 - gestaltete sich langwierig: Der Liederkranz unter der Leitung von Michael Kuhn, der schier endlose Zug der Musikerinnen und Musiker des Sinfonischen Blasorchesters des Musikvereins Schönaich unter der Leitung von Rainer Bauer und des Jugenblasorchesters mit ihrer Dirigentin Sabrina Buck. Da wurden Hälse gereckt und mit "jetzt müsset mir batsche" feuerte sich das Publikum immer wieder zu neuem Beifall an.

Der 1953 geborene renommierte Komponist für Blasmusik Kurt Gäble hat mit dem märchenhaften Musical "Freude" einen Nerv der Zeit getroffen. Die uralte Mär, von dem, der alles hat, sich alles leisten kann und darüber trübsinnig wird, davon können Könige in Märchen und Sagen ein Menge Lieder singen. Was brauchte der Kaiser von China - den Gesang der Nachtigall. Was braucht der Geschäftsmann von heute? Der sitzt in seinem vollautomatischen Haus, verkauft freudebringende Dinge und wird zusehends reicher und darüber imnmer depressiver. In märchenhafter Zeit schickte der König Boten aus, Zu Zeiten der deutschen Romantik suchte man Heilung von des Lebens Unlust in Almanachen voller Poesie. Heute sucht man neue Erkenntnisse im Internet. So auch Mr. Moneymaker, aber anstelle nutzbringender Antworten wird er auf seine eigenen Produkte hingewiesen. Bis, ja bis, eine ungwöhnliche, dem Geschäftsmann angstmachende Aufforderung auf dem Display erscheint. Hinausgehen in das Wilde, in die Natur vor der Tür. Sich einlassen auf andere, auf Fremdes? Vielleicht sogar auf Menschen. Was dem Geschäftsmann über die Jahre abhanden gekommen ist, das findet er jetzt staunend wieder und es nimmt auf dem Dorfplatz inmitten fröhlicher Tänzer seinen Lauf.

Regisseur Ulrich von der Mülbe aus Sindelfingen hat in erprobter Weise Synergieeffekte genutzt und bei der Schönaicher Aufführung zusammengespannt, was sich dann wie ganz selbstverständlich als zusammengehörig entpuppte. Die Orchester des Musikvereins und die Sängerinnen und Sänger des Liederkranzes Schönaich, die das perfekte musikalische Gerüst lieferten. Sehr stimmungsvoll die Tänzerinen von Klein bis Größer des Holzgerlinger Jazz Dance Workout - als stahl- und glasgehärtete Hauswände genauso wie als lebendiger Wald und plätschernder Bach zu erkennen. Voller Lebenslust der Tanz auf dem Dorfplatz, der dem mit einbezogenen Geschäftsmann endgültig seinen Platz im wahren Leben an der Seite einer Gefährtin sichert. Marleen Friedrich-Hennes und Tochter Solveig haben hier einen auf den Punkt genauen "Integrationsbeitrag" geleistet.

Viel bejubelt die fetzigen Rapper Patrick Schwarz und Patrick Blessing. Stimmgewaltig im Hermann-Hesse-Look für die verbindenden Worte zuständig: Schönaichs Sprecher schlechthin: Rolf Rebmann. Bleiben die beiden Solisten Fabian Bauer als Geschäftsmann und Elena Boysen, als die Frau, die ihn aus dem Haus und zu neuen Lebensfreude führt. Eine gelungene Aufführung, bei der es am Schluss vom begeisterten Publikum Applaus im Stehen und ganz schnell und sehr energisch den Ruf nach einer Zugabe gab. Dem kamen die versammelten Ensembles gerne und vergnügt nach. Es erklang noch einmal das große Finale. Damit es dann auch niemand mehr vergaß: Es macht Spaß, anderen Menschen zu nutzen. Das nie zu vergessen gaben die vereinten Akteure, fröhlich und losgelöst musizierend, tanzend, und singend dem Publikum mit auf den Heimweg.

Foto: Thomas Bischof